In der "Motte" gehen Ende März die Lichter aus

Siegen. (floh) Seit mehr als zehn Jahren liegt es in der Luft, nun ist es amtlich: Die "Motte", eine der bekanntesten Kneipen im Stadtgebiet, muss schließen. Die Stadt kündigte den Pachtvertrag zum 31. März, das Gebäude soll abgerissen werden.

"Viele Gäste, die seit zehn oder 20 Jahren hierher kommen, sind natürlich traurig", weiß Thomas Michalczyk. Er übernahm den legendären Laden als vierter Inhaber im November 2002. Auch wenn er von den Plänen der Stadt, einen Busbereitstellungsplatz zu errichten und dafür die Häuser in der Straße "An der Unterführung" abzureißen, wusste, überraschte ihn die kurzfristige Kündigung Ende vergangenen Monats doch. "Ich habe nicht gedacht, dass es so schnell passieren würde."

Eröffnet wurde die "Motte" 1982 von Ulrich Thorn, der 17 Jahre lang hinter dem Tresen stand. Schnell entwickelte sie sich zu einem Szenetreffpunkt. "Natürlich war die ,Motte´ auch eine Anlaufstelle für die alternative Szene", erzählt Jutta Külpmann, Bedienung von 1985 bis 2000. "Aber gerade, dass das Publikum so gemischt war, war unser Kapital. Es war kein Zwang dahinter, weder vom Alter noch von den Äußerlichkeiten. Jeder konnte sein, wie er war."

Eigener Charme statt steriler Kühle

Ein besonderer Charme jenseits von durchgestyltem Interieur und schickem Ambiente gehörte zum Konzept. Da brachten Gäste schon einmal eigenes Besteck mit, um sich beim Pizzaschneiden nicht über stumpfe Messer ärgern zu müssen, ließen sich Spagetti Carbonara in Plastiktüten einpacken oder tolerierten, wenn abends im Biergarten Bauarbeiten stattfanden. "Ich habe den Leuten immer gesagt: "Das ist ,Motte´, das müsst ihr ertragen," so Jutta Külpmann.

Auch auf einer sehr persönlichen Ebene war die "Motte" für viele Besucher wichtig. "Ich habe hier viele schicksalhafte Begegnungen gehabt, die mich überhaupt in Siegen gehalten haben", berichtet so zum Beispiel Stammgast Pjotr Gismondi.
Mit einer Abriss-Party soll am letzten Märzwochenende der Schlussstrich würdig gezogen werden. Die Zukunft ist vage. "Ich würde die Motto gerne irgendwo neu aufmachen", räumt Thomas Michalczyk ein. "Das Stammpublikum bliebe sicher."

11.03.2004 WR




Abriss ist schrittweise geplant

Siegen. (floh) In mehreren Etappen sollen die Gebäude in der Straße "An der Unterführung" hinter dem Siegener Bahnhof einem Busbereitstellungsplatz weichen.

Bereits in der Vorbereitung befindet sich die Ausschreibung für den Abrissauftrag der beiden ersten Häuser mit den Nummern zwei und sechs, wie Astrid Schneider von der Pressestelle der Stadt auf Anfrage der WR bekanntgab. Hier könnte die Abrissbirne schon im April oder Mai zum Einsatz kommen.

Die Termine für die übrigen Gebäude sind laut Schneider noch unklar. Das Haus mit der Nummer vier steht schon länger nicht mehr, Nummer acht befindet sich noch in Privatbesitz. Die Verhandlungen über den Kauf durch die Stadt dauern an. Wann die Stunde für Haus Nummer 14, in dem sich die "Motte" befindet, schlägt, steht nicht fest.

11.03.2004 WR
et, schlägt, steht nicht fest.
11.03.2004

 
Bilder von der Abrißparty gibt's hier