VEB-Szene
nicht zur Disposition
Siegen. (wp)
Nach außen ließ der Bezirksausschuss Siegen-Mitte keinen
Zweifel aufkommen: Die "soziokulturelle Szene" à
la VEB muss in einer Uni-Stadt erhalten bleiben. Allerdings wollte
die Mehrheit mit CDU und FDP keine Standort-Sicherung am Schleifmühlchen
beschließen.
Konnte
wohl auch nicht. Denn die Verwaltung bestätigte, dass immer noch
eine große Kreisellösung im Raum stehe, die bei Realisierung
auch den Platz mit dem ehemaligen Röstereigebäude, jetzt
VEB, benötigen würde.
Im
Übrigen hat die Stadt erst Ende letzten Jahres mit dem Vorstand
des VEB-Vereins einen Mietvertrag abgeschlossen, der immerhin bis
September Gültigkeit hat und sich bei Nichtkündigung automatisch
um ein Jahr verlängert. (Mit einer Kündigungsfrist
von 6 Monaten; d.h. wenn bis Ende März 2005 keine Kündigung
vorliegt, kann bis September 2006 geplant werden. Anm. d. Wm)
Mehr Planungssicherheit scheint für den Verein nicht möglich.
Zwar bemühte sich Lothar Schuß, SPD, mit seinem Antrag
um längerfristige Vertragslösungen, - allerdings ohne Aussicht
auf Erfolg. Auch die von ihm geänderte Antrags-Fassung nach einer
Prüfung eines entsprechenden Vertrages blieb gestern auf der
Strecke.
Michael
Gierlich, CDU: "Es besteht ein neuer Vertrag, der von beiden
Seiten unterschrieben worden ist. Die VEB kann in Eigenleistung auch
jetzt schon mit Instandsetzungen beginnen."
Friedrich
Stöcker, FDP, hob ebenfalls die Bedeutung dieser kulturellen
Einrichtung hervor, warnte indes vor einem Fass ohne Boden im Falle
dauerhafter Sanierungsarbeiten. Er schlug vor, freiwerdende VHS-Gebäude
für den VEB-Verein zu checken, sollte die Volkshochschule ins
Kerber-Haus einziehen.
Grünen-Sprecherin
Gelling plädierte hingegen für den derzeitigen Standort
wegen der besonderen Atmosphäre und "weil der Kulturbetrieb
nicht in Wohngebieten" möglich sei.
Egon
Sündermann von der UWG möchte freiwerdende VHS-Gebäude
allerdings durchaus als Alternative untersucht sehen und unterstrich
ebenfalls, dass "diese Art der Kulturszene" keineswegs zur
Disposition stehe.
12.01.2005 Von Peter Lehmann
Erhalt
und Sanierung des Kulturzentrums VEB
nach Abbruch des SBZ und der Theaterbaracke
Antrag nach §9 der GO des Rates der Stadt Siegen
"VEB
Politik, Kunst, Unterhaltung und Sport
an der Marienborner Str. 18"
Die SPD Fraktion im BA-IV beantragt, einen neuen Vertrag mit dem VEB
auszuarbeiten, der neben einem längerfristigen Mietvertrag auch
klare
Bedingungen zur Instandsetzung uns Sanierung des Gebäudes incl.
Neueinfassung des
Daches, der Verbesserung der Gebäudefassade und der Aussenanlage
durch Eigenleistung
des Kulturvereins VEB enthält.
Begründung:
Der in Planung befindliche Neuausbau des Knotenpunktes Schleifmühlchen
erfordert die Erweiterung der Trasse durch eine Abbiegespur vom Lindenberg
(B54) in Richtung Kaan-Marienborn. Hierzu ist es erforderlich, dass
die
Blechbaracken des "SBZ" und des "kleinen Theaters"
(VEB) entfernt werden.
Da
der, für die Trassenführung, in Anspruch zu nehmende Geländeteil
nicht
bis an das Kulturzentrum VEB heransieht, ist ein Verbleib des Kulturzentrums
VEB im ehemaligen Röstereigebäude möglich. Dies ist
insbesondere vor dem
Hintergrund, das sich anderweitige Standortvorschläge kurz- und
mittelfristig nicht realisieren lassen, eine alternative und kostengünstige
Lösung.
Detlef
Rujanski
Ratsmitglied
Lothar
Schuß
Ratsmitglied
(Januar 2005)
"Gespräche mit der Stadt völlig ergebnislos"
Siegen.
(ng)
"Aus diesem Haus geht garantiert keiner raus, ohne dass eine
handfeste Lösung da ist", sagte gestern Joachim Mertens.
Er gehört zum Vorstand des alternativen Kulturzentrums VEB am
Schleifmühlchen. Aber eine handfeste Lösung scheint nirgendwo
in Sicht zu sein.
"Seit anderthalb Jahren gibt es mit der Stadt Gespräche,
Gespräche und nochmal Gespräche. Herausgekommen ist bislang
nichts." So schilderte Mertens die Situation.
Die Stadt hatte dem Verein gekündigt, weil das Haus einem neuen
Kreisverkehr weichen sollte. Dann wurde aber doch ein neuer Vertrag
angeboten, befristet auf ein Jahr, weil der Kreisel erst später
kommen soll.
"Stadtbaurat Joachim Brune hat uns ganz klar gesagt, dass dieses
Haus gewiss nicht wegen des Kreisels weg müsse", so Mertens
gestern. "Der ließe sich nämlich so planen, dass das
Haupthaus stehen bleiben könnte. Aber es seien städtebauliche
Flankierungsmaßnahmen an dieser Stadteinfahrt geplant. Also
beispielsweise ein hübsches Bürohaus an Stelle des VEB."
"Gebäude selbst in Schuß bringen"
Wenn die Stadt seinem Verein "ein Gerüst und ein paar Eimer
Farbe hinstellt, können wir selbst das Gebäude vernünftig
in Schuss bringen."
Zwischenzeitlich war ein Umzug in die Gewölbe unterhalb der Hufeisenbrücke
angedacht. Aber dazu müsste erst die undichte Brückenfahrbahn
saniert werden - eine 100 000-Euro-Investition, von der niemand weiß,
wie sie finanziert werden kann. Und dann wären zusätzlich
noch 63 000 Euro für die Instandsetzung der Räume nötig.
Der VEB-Verein, der rund 150 Mitglieder hat, will zwei Initiativen
ergreifen. Beim Städtebauministerium in Düsseldorf soll
in einem Gesprächstermin abgeklärt werden, ob es eventuell
Fördertöpfe für die Brückenlösung gibt. Außerdem
soll der Siegener Kulturausschuss sich mit dem Thema VEB befassen.
"Wir kleben hier nicht an der Scholle"
"Alles, was die Stadt bislang vorgeschlagen hat, wurde zurückgezogen
oder kostet ein Riesengeld", meinte Mertens gestern. "Wir
kleben hier nicht an der Scholle, aber wir brauchen realisierbare
Vorschläge. Eine Kulturarbeit wie unsere kann man nicht mal eben
zwei Jahre ruhen lassen. Dann wären die Strukturen kaputt und
die Leute weg."
Weg muss das Schwulenbegegnungszentrum (SBZ) in den Blechhallen vor
dem VEB, denn dort soll ein Straßen-Bypass entstehen. Das SBZ
wird ins alte Feuerwehrhaus an der Alche umziehen. Der Sprecher des
Vereins, Ansgar Cziba, meinte: "Das zieht sich alles; wir konnten
vor kurzem erstmals überhaupt ins neue Haus hinein." Seine
Gruppe tue sich schwer damit, aufwändig zu renovieren, denn:
"Was wir da reinstecken, fehlt später, falls es mit der
Brückenlösung doch was wird." Beide Vereinssprecher
fordern: "Wir brauchen endlich Klarheit."
Mertens ergänzt: "Wir gehen den parlamentarischen Weg weiter
- so weit wie möglich."
WR 27.10.2004
J
Joachim Mertens und Ansgar Cziba möchten endlich Antworten
von der Stadt Siegen. |
"Wann
hat das Hickhack um VEB und SBZ endlich ein Ende? " |
Siegen. (mku)
Joachim Mertens wird langsam ungeduldig. "Wir wollen eine vernünftige
Planung für den Kreisel und die Zusage, dass unser Hauptgebäude
erhalten bleibt", sagt der Vorsitzende des VEB-Trägervereins.
"Eineinhalb Jahre Hickhack und kein Ende, da muss doch endlich
etwas passieren", sagt Mertens. Er möchte endlich klare
Aussagen von der Stadt Siegen über die Zukunft von VEB und SBZ
an der Marienborner Straße. Nach dem augenblicklichen Stand
soll der Mietvertrag für das Hauptgebäude in der nächsten
Zeit unterschrieben werden, das SBZ wird in ein ungenutztes Feuerwehrhaus
an der Freudenberger Straße umziehen.
Bei beiden Projekten gibt es aber weitere Schwierigkeiten.
"Der Mietvertrag hat bis zum 30. September eine halbjährige
Kündigungsfrist, danach tritt wieder die übliche Einjahresfrist
ein", sagt Mertens.
Er wisse aus Gesprächen mit der Stadt, dass hinsichtlich der
OBI-Ansiedlung gegenüber und der größeren Kreisellösung
ein Abriss des Gebäudes immer noch möglich sei.
"Wir werden den Vertrag auf jeden Fall unterschreiben, aber eigentlich
rechnen wir mit der Kündigung im Frühjahr", fügt
er an.
SBZ-Vorstandsmitglied Ansgar Cziba ist ebenfalls nicht zufrieden.
"Wir hatten erst in der vergangenen Woche die Möglichkeit,
uns das Gebäude an der Freudenberger Straße anzusehen",
sagt er. In jedem Falle müsse sehr viel in dem Haus gemacht werden,
für nicht geringe Kosten. "Dabei handelt es sich nur um
eine Übergangslösung, muss das sein?", fragte Cziba.
Zumal er nicht wisse, ob die knapp 85 Vereinsmitglieder dann noch
für einen möglichen weiteren Umbau in Jahresfrist motiviert
werden könnten.
Der bezöge sich auf die Gewölbe unter der Hufeisenbrücke
am Siegener Bahnhof. Auf diese Lokalität hatten sich die Vereine
und die Stadt im Sommer geeinigt. Allerdings wird die Lösung
nach Mertens´ Ansicht am Geld scheitern.
"Nach einer Kostenschätzung kostet das Projekt rund 480
000 Euro. Die beiden Vereine haben praktisch keine finanzielle Decke",
sagt er. Eine Förderung sei fast utopisch, auch wenn ein Besuch
beim zuständigen Ministerium in Düsseldorf angedacht ist.
Ungeachtet dessen mache das Projekt nur dann Sinn, wenn die Stadt
die marode Straßendecke der Hufeisenbrücke saniere. Sonst
regne es in die Gewölbe hinein. "Da waren einmal 100 000
Euro im Gespräch, aber Steffen Mues hat das mittlerweile dementiert",
sagt Mertens.
"Baurat Brune hat mir am Telefon bestätigt, auch bei einer
großen Kreisellösung könnte unser Haus stehen bleiben",
sagt Mertens.
Wenn die Stadt endlich "zu Potte" käme, wäre eine
günstige Lösung schnell zu haben.
WP 27.10.2004